Ägypten – Algerien – Marokko


Für uns Urlaubsländer am Mittelmeer – für einheimische Christen Orte der Drangsalierung und Verfolgung

Vielleicht ist diese eine Nachricht aus der Weihnachtszeit, die so gar nicht zu unserem Weihnachtsfrieden passte, in Erinnerung: „ Islamistische Attentäter erschossen in Nag Hammadi am Weihnachtstag der koptischen Kirche sechs Gottesdienstbesucher, die gerade die Kirche verließen. 15 weitere Christen wurden zum Teil schwer verletzt.“
Man versuche sich das Entsetzen der Christen in dieser Stadt vorzustellen! Wie groß wird der Besuch des nächsten Gottesdienstes gewesen sein? Hat die örtliche Polizei sich bemüht, die Schuldigen ausfindig zu machen, hatte sie Erfolg? Wir wissen es nicht.
Die Nachricht vom Mord an Weihnachten hat wohl nur wegen des schreienden Kontrastes zu unseren Vorstellungen von einem friedlichen Zusammenleben der abrahamitischen Religionen einen Weg in unsere Nachrichten gefunden. Andere Ereignisse, die nicht gerade auf ein hohes christliches Fest fallen, erreichen uns erst gar nicht.
In der ägyptischen Kleinstadt Farshoot und den umliegenden Dörfern steckten Islamisten am 21. November 2009 im Stadtviertel der Christen Geschäfte und Häuser, nachdem sie sie geplündert hatten, in Brand.

Anlass für die Ausschreitungen war ein grotesker Verdacht: Ein einundzwanzigjähriger Christ wurde beschuldigt, ein zwölfjähriges muslimisches Mädchen belästigt zu haben. Viele Christen wurden aus ihren Häusern vertrieben, etliche wurden bei den Angriffen verletzt und sieben Frauen entführt. Die Polizei blieb während der Ausschreitungen viel zu passiv und schritt erst nach der Verwüstung ein.

 

Existenzgrundlage zerstört

Offizielle Berichte schätzen, dass 80 % aller koptischen Geschäfte in Farshoot bei den Angriffen zerstört wurden Mit dem Anschlag verfolgten die Islamisten ein klares Ziel. Der koptischen Bevölkerung soll jegliche Existenzgrundlage genommen werden. Das Ziel ist, sie aus der Kleinstadt zu vertreiben. Christen, deren Häuser völlig zerstört wurden, siedelten die Behörden um – angeblich zu ihrem Schutz. Es handelt sich jedoch um eine langfristige Strategie der unter dem Einfluss radikaler Muslime stehenden Lokalbehörden.

 

Keine Entschädigung

Nach den Angriffen versuchten die Behörden, die Christen, deren Geschäfte und Häuser zerstört worden waren, zu einem „Vergleich“ mit ihren muslimischen Verfolgern zu bewegen. Dafür, dass keine weiteren Angriffe stattfänden, sollten sie auf jegliche Entschädigung

für ihr zerstörtes Hab und Gut verzichten. Darüber hinaus wurde den Opfern nahegelegt, von einer Anklage gegen ihre Angreifer abzusehen. Bis heute sind die Kopten für ihre zerstörten Einrichtungen noch nicht entschädigt. Das ist nur möglich, weil die Kopten, mit 10 % aller Ägypter die christlichen Ureinwohner des Landes von der muslimischen Mehrheit als Bürger zweiter Klasse behandelt werden. Sie werden systematisch diskriminiert und terrorisiert.

Die christlichen Touristen aus Deutschland werden als Devisenbringer privilegiert behandelt und umsorgt. Dass sie von der christlichen Bevölkerung des Landes so gut wie nichts hören und sehen, gehört allerdings auch zur offiziellen Politik. Das Bild der ins Abseits geschobenen Minderheit, der älteren Religion des Landes wohlgemerkt, könnte ja die Urlaubsfreude mindern.

 

Ungetrübte Urlaubsfreuden in Algerien?

Algerien und Marokko gelten heute für unsere sonnenhungrigen Urlauber wie Ägypten als politisch gemäßigt, sicher und preisgünstig. Vielleicht weiß der Urlaube gerade noch, dass der Kirchenvater Aurelius Augustinus im vierten  Jahrhundert Bischof von Hippo Regius, der Nachfolgerin  des zerstörten Karthago, war. Sicher gibt es hier nach der Vertreibung der Franzosen kaum mehr Christen. Und trotzdem:
Seit der Einweihung ihrer Kirche in der Stadt Tinzi Ouzo werden die Kirchenmitglieder drangsaliert, Zum Jahresanfang misshandelten Islamisten den Pfarrer und legten in der Kirche ein Feuer, dass zum Glück schnell gelöscht werden konnte. Die staatlichen Organe reagieren bei Gewalt gegen Christen zögerlich bis gar nicht.

 

Glaubensfreiheit in Marokko nur auf dem Papier

Marokko ist für deutsche Urlauber und Urlauberinnen ein Synonym für ungetrübte Strandfreuden. Die Liberalität hört sofort auf, wenn es um nichtmuslimische Religionen geht.
Bei Razzien in den Ortschaften Saidia und Oujda verhaftete die Polizei ausländische sowie marokkanische Christen. Angeblich hätten sie evangelisiert und demgemäß  die „religiösen Werte“ des Königreiches in Gefahr gebracht. Unter ihnen befand sich ein Schweizer Ehepaar, das sich für schwer behinderte Kinder einsetzte und für das Hilfswerk „Consulting .Training and Support (CTS)“ tätig war. Über das Schicksal der marokkanischen Staatsbürger wurden in der Verlautbarung aus Rabat keine Angaben gemacht.
Wer in Marokko „einen Muslim in seinem Glauben zu erschüttern oder ihn zum Übertritt zu einer andern Religion zu bewegen sucht“, macht sich strafbar und kann bis zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt werden.
Christen dürfen in Marokko ihren Glauben nicht öffentlich ausüben. Muslimische Religionsgemeinschaften sprechen oft von Einschränkungen der Glaubensfreiheit in europäischen Ländern. Ist es dann nicht fair und gerecht, wenn Christen islamische Staaten wie Marokko ihrerseits auffordern, Andersgläubigen Religionsfreiheit zu gewähren.

Ulrich Meisser
Unter Verwendung von Nachrichten aus CSI Christian Solidarity International April – Mai 2010




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